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IT'S THE SEASON OF THE WITCH

Autorenbild: VanessaVanessa

November 2024


Hallo ihr Lieben.


Wie geht es euch? Ich hoffe, ihr geniesst den bis jetzt doch ziemlich sonnigen und milden Herbst. Der November ist für mich ein besonders "hexiger" Monat. Ein Übergangsportal zwischen den Jahreszeiten. Oft grau und wegen der Zeitumstellung von einem Tag auf den anderen plötzlich so viel dunkler. Wir feiern das Fest der Toten und der Schleier zwischen der Geisterwelt und der unsrigen hebt sich. Es ist eine “gruselige” Zeit, in der die Bäume plötzlich knorrig und kahl werden, die Spinnen an Brückengeländern und Strassenlaternen ihre Netze weben und der Nebel die Landschaft verschleiert. Kein Monat passt besser zum Archetypen der Hexe. Kein Wunder, dass bei den Anhänger*innen des Wicca-Kults (moderne Hexen also) Samhain am 1. November das wichtigste der acht Jahreskreisfeste ist und sogar den Beginn ihrer Jahresrechnung markiert. 

 

Doch egal, ob du dich für Hexen im “herkömmlichen” Sinne interessiert oder nicht, finde ich es wichtig, dass wir Frauen uns mit dem Archetypen der Hexe auseinandersetzen. Archetypen, also Symbolfiguren, kennen wir alle aus Mythen und Geschichten. Sie sind Figuren, die bestimmte Charakteristika verkörpern und universell und über verschiedene Zeitepochen hinaus funktionieren, weil Menschen damit resonieren. So gibt es in den meisten Geschichten einen Helden (der/die gute, mutige z.B. Frodo oder Luke Skywalker), einen Gegner (der/die böse, angsteinflössende z.B. Sauron oder Darth Vader ), einen Mentor (der/die weise Unterstützer*in z.B. Gandalf oder Yoda).


Der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung glaubte, dass Archetypen Teil des kollektiven Unbewussten sind - ein System von universellen Mustern und Symbolen, die unser Denken, Handeln und Fühlen beeinflussen und so - bewusst oder unbewusst - tief im menschlichen Geist verankert sind. Zudem sind wohl die meisten Geschichten und Mythen reine Symbolik für das Innenleben von uns Menschen. Also als wären all die Figuren einer Geschichte in erster Linie innere Anteile unseres Selbst. Als wäre der Bösewicht nur eine Symbolfigur unserer eigenen Ängste und Zweifel, die es zu besiegen gilt, um die Mission (Selbstfindung, inneres Wachstum) zu erfüllen. 


Hier kommt der Archetyp der Hexe ins Spiel, die für die meisten von uns wohl ein eher vernachlässigter, wenn nicht sogar komplett abgestossener Anteil ist. Aus unserer Kindheit kennen wir alle die Märchen, in denen die böse Hexe verkommt. Eine alte, hässliche Frau, vor der man sich fürchtet und die ganz alleine, fernab der Gemeinschaft der normalen Menschen im Wald wohnt. Sie ist Meisterin der Magie, vertraut mit Pflanzen, Zaubertränken, Zaubersprüchen und Ritualen, welche sie nutzt, um anderen zu schaden und sich allenfalls selbst zu bereichern. Doch wer ist diese Figur wirklich? Wird sie verachtet, weil sie hässlich und alt ist? Nicht dem patriarchal-religiösen Ideal der aufopfernden Ehefrau und Mutter entspricht? Fürchtet man sie wegen ihres Andersseins oder wegen ihrer (magischen) Kraft? Und ist sie wirklich böse oder zeichnet man sie nur so, um sie und ihren Lebensstil oder Glauben zu diffamieren? Und wenn sie böse ist, woher kommt ihre Verbitterung? Was hat sie erlebt? Wie wurde sie von den Menschen behandelt, die sie nun verflucht und verzaubert? Welchen Schmerz hat sie erfahren und was macht die Einsamkeit, das Misstrauen und das Verstossen und ausgeschlossen sein mit ihr? Repräsentiert sie also jenen verurteilten Aspekt der weiblichen Psyche, der sich nicht gesehen fühlt? Der Anteil, der nicht “OK” ist. Von dem wir gelernt haben, ihn NIE, aber auch gar NIE zu zeigen. Der Anteil, der aus tiefstem Schmerz schreien und aus tiefster Wut losbrüllen möchte? Den Anteil unseres Wesens, den wir am liebsten irgendwo gaaaanz tief im Wald verstecken, weeeeit weg von der gepflegten Gesellschaft, in der wir uns als brave, angepasste, immer lächelnde Frauen inszenieren. Was hat es mit unserer Psyche, mit unserem Sein in einem weiblichen Körper gemacht, dass Millionen von unseren Vorfahrinnen auf brutalste Art gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder ertränkt wurden? Wie tief sitzt da die Angst vor diesem Archetypen. Denn wir fürchten im Aussen vor allem das, was wir in uns selbst fürchten oder ablehnen. Die böse Hexe ist also dein eigener Schatten. Sie steht für all deine Eigenschaften und Charakterzüge, die du selbst verabscheust oder dir nicht bewusst bist, dass du sie hast und deswegen auch in anderen ablehnst, z.B. manipulatives Verhalten, Arroganz, Ignoranz, Neid, Gier, Missgunst, Wut, Rage, Trauer, Sexualität, Schwäche, wild sein, verrückt sein, hässlich sein, alt sein, anders sein… Fill in the gap…

 

Im weiblichen Zyklus wird ja die prämenstruelle Phase von der Archetypin der Hexe verkörpert. Die Zeit des inneren Herbstes, die zwei Wochen nach dem Eisprung und vor dem Einsetzen der Menstruation. Interessanterweise ist das die Phase, in der viele Frauen neben diversen körperlichen Symptomen auch Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Depressionen, Müdigkeit, Selbstzweifel, Wutausbrüche und Ähnliches erleben. Es scheint fast, als wäre es das einzige Zeitfenster im Monat (dann, wenn das Östrogen, das “pleasing & caring Hormon”, abfällt), in dem die volle Ladung der unterdrückten Emotionen herauskommen darf. Vielleicht channeln wir hier all die ungelebten und verdrängten Hexenanteile aller Frauen auf dieser Welt. Denn dass es ein kollektives Bewusstsein gibt und wir nicht nur von unseren unmittelbaren persönlichen Erfahrungen, sondern auch von jenen unserer Ahn*innen und Mitmenschen geprägt werden, steht für mich ausser Frage. So wie meine intensiven Menstruationsschmerzen sich anfühlten, als würde ich den gesammelten Schmerz der gesamten Frauheit in meiner Gebärmutter tragen, so muss es sich auch anfühlen, wenn man von solch intensiven Emotionen überkommen wird. Manchmal haben diese natürlich auch mit uns selbst zu tun und unsere eigenen Schattenaspekte wollen sich Gehör verschaffen und uns auf etwas hinweisen. Maybe far out but something to think about.

 

Die Hexe bringt eine tiefe Weisheit und ein riesiges Potenzial für Wachstum mit sich, wenn wir uns in den dunklen Wald hinauswagen und uns trauen, uns ihrer Hütte zu nähern. Vielleicht ist sie gar nicht so böse, wie alle sagen, und sie wartet dort schon mit einem Heiltrank auf uns, der all unsere Ängste in Luft auflöst. Ich denke, wir sollten uns unserer verpönten und ungeliebten Anteile bewusst werden und mit ihnen Frieden schliessen, die Hexe also quasi zum Tee einladen und somit die dunkle Seite der weiblichen Psyche reclaimen. Es ist an der Zeit. Cause the season of the witch has just begun.

 

Es gibt da noch viel mehr, das ich zum Archetypen der Hexe und ihrer Vielschichtigkeit sagen möchte, aber für heute belassen wir es mal hier. 

 

Happy Samhain my dears,


Much Love,

Vanessa

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